installation Eva Vuillemin blinker blinder

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installation Eva Vuillemin blinker blinder

Blinker Blinder Unisex / Umkleide II

installation, MDF, varnish, steel, C-prints, 207 cm x 75/135/61 cm, 2014


installation Eva Vuillemin blinker blinder
installation Eva Vuillemin blinker blinder

Blinker Blinder Unisex / Umkleide I

installation, MDF, varnish, steel, C-print, 200 cm x 75/115/90 cm, 2014

Wolkenkratzer (third skin)

analog C-print, 63.5 x 42.5 cm, 2014

Frog chewing pressure facial recognition

analog C-print, framed, 67.2 x 45.6 cm, 2014

Primetower (third skin)

analog C-print, framed, 67.2 x 45.6 cm, 2014

Koolhaas (third skin)

analog C-print, framed, 50.5 x 73.5 cm, 2014

Untitled

framed C-print, steel, each 23 x 16.8 cm, 2014

Blinker Blinder zeigt sich als Anordnung disparater Elemente in einem diskursiven Gefüge. Zwitterig lilafarbene Paravents verschließen den Blick in den offenen Raum. An und um diese sind Fotoarbeiten gruppiert, die im Rückzug der Dunkelkammer durch Mehrfachbelichtungen und Zusammenfügung zuvor sezierter Farbnegative entstanden. Sie zeigen Fragmente von Körpern, die gleichsam eine Ahnung von Intimität eröffnen und sich doch einem starr voyeuristischen Blick zu entziehen scheinen. Gleichsam stellt sich diesem Privaten die gläserne Öffentlichkeit einer Architektur entgegen, die dem Paradigma der Transparenz verschrieben ist und doch den Subjekten als weitere Haut dienen soll. In einer Videoarbeit werden in klinischer Ästhetik Situationen geschildert; Körper in absurden Zuständen, die medizinische Arbeit an ihnen. Die menschliche Haut wird zur Landschaft, in der sich ruhelose Ameisen um ihren Fortbestand mühen, indem sie kollektiv und kommunizierend ihre Brut beschützen. Ein weiteres Video zeigt scheinbar obskure Szenen einer Erzählung aus Georges Bataille's „Das obszöne Werk“.

Gemeinsam ist diesen Elementen der Arbeit von Eva Vuillemin ein Potential: In der Offenlegung und Verbindung von Widersprüchen werden diese adressiert, um die Möglichkeit der Überschreitung der durch sie erzeugten Grenzen aufzuweisen. Körper sind in der Ambivalenz von Intimität und Öffentlichkeit eingespannt. An ihnen trägt sich der Gegensatz von gesellschaftlicher Verdammung und Begehren aus. Abstoßendes Unbehagen, Kontrolle und Ängste kontrastieren sich mit Sehnsucht und Anziehung. Die hygienische Zurichtung des Körpers, das gesellschaftliche Tabu, steht in einer unaufhebbaren Spannung zu seiner Überschreitung. Blinker Blinder führt Mechanismen von Ausschluss und Eingrenzung, der Grenzziehung von Öffentlichkeit und Intimität, sowie gesellschaftliche Ansprüche an Subjekte nicht nur vor, sondern entwickelt darin ein subversives Potential. In kommunikativen Akten und sozialen Verbindungen scheint die Möglichkeit auf, homogenisierende Machtordnungen zu destabilisieren und kollektiv zu überschreiten.


Michel Griese