zufall und liebe centrum berlin rike horb beton Eva vuillemin installation kunst art
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ZUFALL UND LIEBE
(Kollaboration von Rike Horb. und Eva Vuillemin)

Mit Anbeginn der künstlerischen Moderne wurde der Zufall zum Katalysator der Kreativität; einem kreativen „Funken“ gleichgesetzt, galt er als das Resultat eines eingeschriebenen „Talents“, das wiederum ein nicht vorhersehbares und doch konkretes Ergebnis nach sich zog. Diesem Determinismus versucht diese Ausstellung, die um Vorträge und die Ausstrahlung eines Films komplementiert wird, entgegenzuwirken. Der Zufall wird als definitiver Beginn der künstlerischen Praxis begriffen, der durch Wiederholung und deren Kontinuität konsolidiert wird. Diese entfaltet sich vor dem Hintergrund einer immer wieder stattfinden Interaktion mit der Welt. In diesem Sinne beziehen wir uns auf das von Charles Sanders Peirce inaugurierte Konzept des Tychismus; entgegen des Determinismus der Kosmologie und des sozio-ökonomischen Darwinismus des 19. Jahrhunderts betonte Peirce, dass die Evolution durch Liebe oder „Agapeismus“ vollzogen werde. Das Individuum sei bereit, die Perfektion seiner eigenen Existenz zugunsten der des Anderen aufzugeben.

Diese Prämisse lassen die hier ausgestellten Arbeiten und Vorträge aufscheinen. Die Künstlerinnen Rike Horb und Eva Vuillemin unternahmen den einmaligen Versuch einer künstlerischen Begegnung. Entscheidend für die Suche nach einer gemeinsamen Formensprache war nicht das einfache Zusammenfügen ihrer Ästhetiken, reduzierte Konstruktionen mit Fotos und kleineren Objekten einerseits, raumgreifende, performative Installationen andererseits, sondern die Annäherung durch die Logik des Arbeitsprozesses. Die Künstlerinnen wanderten durch die Stadt, schlüpften in eine Betonkugel, aßen in Imbissbuden, verkauften Würste auf einem Fest und gingen schwimmen. Aus dieser Begegnung, die von der Kulisse einer „Stadtbanalität“, der Zufälligkeit und der gleichzeitigen Zweckmäßigkeit des Unternehmens geprägt war, resultierten zwei Arbeiten: Zum einen, die in den großformatigen Foto-Drucken zu sehenden Sprünge von einem Turm im Olympiabad. In den Drucken schreibt sich das Schwimmbad, ein Ort der Sterilität, des Drecks und der gleichzeitigen quietschenden Freude am Baden, in die künstlerische Begegnung ein und korrespondiert mit ihr: Die Monumentalität der Architektur spiegelt sich in den linearen Silhouetten und Haaren der fallenden Figuren, während der Sprung selbst zu einer zufälligen Handlung wird, wenn die Körper asynchron das Wasser erreichen. Die Begegnung kulminierte in dem gemeinsamen Abgießen von drei Beton-Tafeln, die Haare, Nägel und ein kleines Objekt enthalten. Dabei verschmolz der jeweilige Duktus im Beton und ergab sich vielmehr aus dem Medium selbst.

Jagoda Kamola